EINE SELTSAME GESCHICHTE
Devid Kesler.
Szekalinsky: "Se non e vero, e ben trovato."
Peter I. Tschaikowski: Pique Dame. 1.Akt, Szene 6
Es ist für mich ein großes Vergnügen, ins Konzert zu
gehen. Einmal bekam ich eine Karte und freute mich im voraus, daß
ich wieder einmal Musik live hören konnte. Das Programm war gut
zusammengestellt. Aber dieses Mal ging alles schief. Entweder spielte
das Orchester wirklich schlecht oder ich war schlecht gelaunt, doch
das, was da auf der Bühne passierte, erregte mich sehr. Ich bin
kein Fachmusiker und vertraue nur meiner Wahrnehmung wie halt alle Dilettanten.
Ich wollte schon in der Pause nach Hause gehen, entschloß mich
dann doch zu bleiben und das Konzert weiter zu hören. Hoffentlich
würde es besser, wünschte ich.
In der Pause war ich gerade beim Rauchen, als zwei Männer zu mir
kamen. Sie sagten mir, dass sie direkt hinter mir gesessen und gesehen
hätten, wie ich auf dem Sessel die ganze Zeit hin- und her gerutscht
sei, und man könne sehen, dass mir das Konzert nicht gefiele. Ich
war verwirrt, entschuldigte mich dafür, dass ich sie beim Hören
der Musik gestört habe, und erklärte, dass es mir so schiene,
als spiele das Orchester nicht gut. aber ich könne auch mich irren,
ich bin keiner Kusikkritiker. Die zwei waren anderer Meinung und schüttelten
den Kopf.
Der zweite Teil war nicht besser als der erste. Ich hörte zwar
die Musik, dachte aber gleichzeitig daran, so schnell wie möglich
nach Hause zu kommen. In der Garderobe traf ich die beiden Männer
wieder. Sie verhielten sich mir gegenüber wie gute Bekannte. Lachend
sagten sie mir, es wäre wohl meine Schuld, dass ihnen der zweite
Teil nun auch nicht gut gefallen habe. Der eine von ihnen, Thomas, war
gesprächig, der zweite, Dieter, schwieg meistens. Dieter nahm unerwartet
aus seiner Tasche eine Visitenkarte, gab sie mir und sagte, daß
sie sich freuen würde, wenn ich mich gelegentlich einmal melden
würde. Ich hatte keine Visitenkarte und schrieb meine Adresse und
Telefonnummer auf ein Papierblättchen. Die beiden waren mir sympathisch,
und ich bedauerte, dass unsere Bekanntschaft schon zu Ende ging, ehe
sie richtig angefangen hatte. Nach meiner Erfahrung melden sich Deutsche
ohne erkennbaren Grund in der Regel nicht als erste, und ich wollte
mich nicht aufdrängen.
Zu meiner Überraschung rief Dieter an und lud mich ein. Mit einer
Flasche Rotwein und einem Blumenstrauß für Dieters Frau (ich
war sicher, daß er verheiratet sein würde) folgte ich der
Einladung. Aber an der Tür empfingen mich nur Dieter und Thomas.
"Vielen Dank für den Wein," sagte Dieter. "Kümmere
dich bitte um die Blumen, sie sind bestimmt für dich, Thomas."
Er sagte das mit Liebe, ohne Ironie, ohne Häme.
Sie wohnten im eigenen Haus. Das Zimmer, in dem wir Wein, Kaffee und
Kuchen zu uns nahmen, war geschmackvoll eingerichtet. Durch das Fenster
sah man einen schönen Garten mit Blumen und einem kleinen Teich,
in dem ein Schwan schwamm.
"Er heißt Richard," erklärte Thomas. "Wenn
es warm ist, schwimmt er im Teich. Aber im Winter gehört ihm unsere
Badewanne. Glücklicherweise haben wir noch eine Dusche."
Während ich zu ihnen gefahren war, dachte ich ängstlich, dass
wir über Musik oder meinen musikalischen Geschmack sprechen würden.
Aber Gott sei dank lief unser Gespräch in der ganz anderen Richtung.
Dieter und Thomas berichteten mir über sich: Sie hatten sich getroffen,
als sie schon über dreißig waren, ineinander verliebt, und
von dieser Zeit an seien sie zusammen. Sobald sich eine Möglichkeit
ergäbe, würden sie heiraten. Sie erzählten mir das alles
ohne unnötige Umschweife, ohne zu wissen, wie ich zu Schwulen stehe,
so einfach, wie ich ihnen meine Lebensgeschichte beschrieb. Zweifellos
lieben sie einander, obwohl sie sich in meiner Gegenwart weder küssten
noch umarmten. Enge Freunde hätten sie keine, ausser Schulfreunden.
Aber diese würden in fernen Städten leben, und ihre Beziehung
habe sich mit der Zeit auf Telefongespräche und Postkarten zu Geburtstagen
reduziert. Ihre Situation kümmere sie nicht, es reiche ihnen, nur
mit sich selbst zusammen zu sein, obwohl sie ein oder zweimal im Monat
zu einer Schwulegruppe gehen würden, wo sie Bekannte hatten. Sie
nahmen nich einmal mit dorthin, aber mir war es da langwelig, und einen
weiteren Besuch lehnte ich ab.Trotz schmutziger Anbieterungen, die ihnen
begegnet seien, wären sie sich gegenseitig treu geblieben.
Ja, sie waren glücklich miteinander. Aber das Glück war nicht
vollkommen. Nichts in der Welt ist vollkommen, wie der Fuchs dem kleinen
Prinzen sagte. Dieter und Thomas wollten ein Kind, und zwar ein eigenes
Kind. Eine Familie ohne Kinder kann nicht glücklich sein, davon
waren sie überzeugt. Mit der Zeit entwickelte sich dieser Wunsch
zu einer fixen Idee. Dieter versuchte dieses und jenes, aber Thomas
konnte offensichtlich nicht schwanger werden.
Sie gingen zu der Schwulegruppe, um bei erfahrenen Menschen ein Rat
zu bekommen.
"Es ist ganz einfach," hatte ein Mann gesagt. "Bei bestimmten
Zeitschriften und durch Fernsehsendungen könnten sie gut beraten
werden."
"Das ist auch nicht schlecht. Mir scheint aber, sie müssen
verschiedene Stellungen beim Sex benutzen," hatte ein anderer vorgeschlagen
und ein dritter mit blitzenden Augen: "Verändert auch die
Liebesspiele. Solche Übungen werden euer Leben auch intensiver
und vielseitiger machen."
"Meinte ihr, dass es uns behilflich sein könnte?" hatte
Thomas gefragt und zur Antwort aus einem überzeugten Chor erhalten:
"Ja, bestimmt hilft es."
Dieter und Thomas probierten nun alles mögliche und unmögliche,
schauten sich entsprechende Fernsehsendungen an, ihr Haus war voll von
erotischen Zeitschriften und Bücher, sie lernten daraus viel Interessantes.
Aber alles war vergeblich.
"Diese Rezepte der Opas helfen uns nicht. Das ist nur Kinderspiel.
Wir müssen eine qualifizierte ärztliche Behandlung bekommen,"
erkannten sie und beschlossen, sich einem Arzt anzuvertrauen. Sie gingen
zuerst zum Hausarzt, zu dem sie schon seit Langem bei gesundheitlichen
Problemen gegangen waren.
Der Arzt sah sie an und sagte: "Ich verstehe nicht, warum sie zu
mir gekommen sind. Ich bin kein Homosexueler. Ich bin verheiratet und
liebe meine Frau, wir haben zwei Kinder. Ihre schwule Probleme interessieren
mich nicht. Zudem möchte ich klarstellen, dass eine Arztpraxis
nicht der richtige Ort für platte Witze ist."
Beleidigt gingen Dieter und Thomas zum Frauenarzt. Im Wartezimmer betrachteten
die Frauen Dieter und Thomas missmutig an.
"Was wollen sie denn hier?" fragte eine von ihnen vewirrt.
Dieter erzählte ihnen, dass sie einen eigenes Kind haben wollten.
"Perverse Schwuchtel!" fauchte eine andere.
Allmählich wurde das Wartezimmer leer.
"O, meine Güte! Es ist doch komisch. Warum wollen Frauen unsere
Probleme nicht akzeptieren?" fragte Thomas traurig.
"Weil sie ihre eigenen Probleme mit ihren Ehemänner haben,"
antwortete Dieter. "Der eine verdient wenig, der andere verdient
gut, aber hat eine Geliebte, wieder ein dritter ist fast impotent."
"Gott sei dank, wir haben solche Probleme nicht," sagte Thomas.
Als der Arzt den Grund ihrer Visite herausgefunden hatte, schüttelte
er sich vor Lachen. Er war ein lustiger und witziger Mensch und sagte:
"Das ist doch eine geniale Idee. Haben sie dieses Thema selbst
erfunden? Sie sind bestimmt sehr begabte Kabarettisten. Aber zu mir
sind sie leider vergeblich gekommen. Ich bin nur ein einfacher Frauenarzt,
kein Schriftsteller, kein Literaturkritiker und ihre Geschichte kann
nicht richtig einschätzen. Gehen sie besser an die Öffentlichkeit.
Beim Fernsehen werden sie bestimmt einen unglaublichen Erfolg haben.
Die Zuschauer werden begeistert sein, und mit der Zeit könnten
sie ihre eigene Talk-Show gründen. Damit können sie viel Geld
verdienen."
"Wir haben doch genug Geld. Wir wollen nur ein eigenes Kind kriegen,"
sagte Thomas traurig.
Dieter und Thomas gingen von einer Praxis zur anderen. Einige hielten
sie für Hooligans, andere für Spassvögel, wiederum andere
sagten, dass ihre Naivität an totalen Idiotismus grenze.
Schliesslich kamen sie in eine Uniklinik, die für die Behandlung
der Unfruchtbarkeit berühmt war. Der Chef der Klinik, ein Professor,
sah sie an und sagte: "Das ist doch komisch. Verstehen sie denn
nicht, daß man nicht gegen die Naturgesetze angehen kann. Männer
können nun mal nicht schwanger werden, auch sogar passive Schwule
nicht. Vergessen sie ihre hoffnungslose Idee."
Thomas bot sich verzweifelt als Versuchsperson an: "Wenn das Experiment
gelingt, werden sie, Herr Professor, mit Sicherheit weltberühmt
und bekommen bestimmt den Nobelpreis. Sehr viele Schwulepaare möchten
Kinder haben, und alle werden ihnen sehr dankbar sein."
Der Professor lächelte sie an: "Ich bin zu alt, um noch weltberühmt
werden zu wollen. Vor zwanzig oder dreißig Jahren wäre ich
vielleicht einverstanden gewesen. Aber jetzt... dazu ist es zu spät.
Hören sie auf meinen Rat, wenn sie ein Kind haben wollen... Am
bestens adoptieren sie eins."
Dieter und Thomas fuhren enttäuscht nach Hause. Sie waren traurig,
weil sie kein eigenes Kind bekommen können würden. Sie waren
auch darüber beleidigt, weil ihre Bekannten aus der Schwulegruppe
sie belächelten. Zudem erinnerten sie sich jetzt an ironische Bemerkungen,
die sie früher nicht wahrgenommen hatten. Dieter rief wütend
den Vorsitzenden der Schwulegruppe an und sagte ihm alles, was er auf
dem Herzen hatte.
Dieter und Thomas beschlossen schliesslich, weil ihnen nicht anderes
übrig blieb, ein Kind zu adoptieren.
Sie gingen zu entsprechenden Ämtern, wo man ihnen sagte, dass viele
Deutsche heutzutage keine eigenen Kinder bekommen könnten oder
wollten. Deshalb wären die Wartezeiten für eine Adoption sehr
lang, zudem wisse man nicht, welchen Charakter das Kind von seinen Eltern
mitbekommen habe.
Eines Tages kam Dieter gutgelaunt mit einer Zeitung in der Hand nach
Hause.
"Jetzt weiß ich, was wir tun müssen," rief er.
"Höre mal zu! Hier steht ein Artikel über Afrika und
zwar über Angola, wo viele Kinder an Hunger leiden. Wir adoptieren
ein Kind aus Angola."
"Die sind aber schwarz," sagte Thomas.
"Du bist doch keiner Rassist," erwiderte Dieter. "Afrikaner
sind intelligente, kräftige und schöne Menschen, und wir machen
aus unserem Sohn einen richtigen Deutschen."
Sie schrieben einen Brief nach Angola, dass sie ein offiziell registriertes,
kinderliebes, wohlhabendes deutsches Ehepaar seien und daß sie
ein Baby aus Angola adoptieren wollten. Den Brief schrieben sie natürlich
auf Deutsch, weil sie sich ganz sicher waren, die ganze Welt würde
die deutsche Sprache kennen. Aber in Angola war so gut wie keiner, der
Deutsch konnte. Die Angoler gerieten in Panik. Sie wollten unbedingt
auf den Brief antworten, aber was drin stand, war für sie ein Geheimnis.
Mit grosser Mühe fanden sie jemanden mit dem Spitzname Fritz ,
der vom Hörensagen her Deutsch konnte. In jungen Jahren war der
Fritz vom Neo-Nazismus begeistert gewesen. Er wiederholte immer : "Ich
würde Deutsch lernen, weil Hitler Deutsch sprach." ( Der grosser
sowjetischer Dichter Wladimir Majakowskij hatte in seiner Gedichte "Wladimir
Iljitsch Lenin" geschrieben: "Ich würde Russisch lernen,
weil Lenin diese Sprache sprach". Aber Fritz war diese Gedichte
niemals unter die Augen gekommen.)
Nebenbei, mit der Zeit war Fritz Kommunist geworden. Also nur mit einer
einfachen Ideologieveränderung verlass er auch seine geringen Deutschkentnisse.
Auch war er inzwischen alt geworden und hatte jedes politischen Interesse
verloren.
Fritz kratzte sich lange am Hinterkopf, um nachzudenken, was der Brief
wohl bedeuten könnte, und schließlich sagte er: "Ein
Ehepaar aus Deutschland (deutsche Namen sind zu schwer zu verstehen,
und wer von ihnen der Mann oder die Frau sein könne, kann man also
nicht erkennen. Aber das ist unwichtig.) will ein Baby haben. Was für
ein Baby, das schreiben sie aber nicht, sehr wahrscheinlich das Baby
eines exotischen Tieres. Andere Tiere, beispielsweise Katzen, Hunde,
Kaninchen oder Eichhörnchen können sie in Deutschland, Frankreich,
England oder auch aus Rußland kriegen. Nun haben die Deutschen
aber nach Angola geschrieben, das für seine exotischen Tiere weltbekannt
ist. Warum haben sie denn nicht geschrieben, welches Tier sie nun haben
möchten? Einen Tiger oder Löwen? Nein, das kann wohl nicht
sein. Die sind sehr gefährlich. Ein Elefant oder ein Nilpferd?
Auch unwahrscheinlich. Die sind zu groß für ein deutsches
Haus. Vielleicht ein Baby der Affen, von einem Orang-Utan oder Schimpansen."
Man einigte sich darauf, ein Orang-Utans Baby nach Deutschland zu schicken.
Die Angolaner waren zufrieden und sandten ein Orang-Utans-Baby per Post.
Als Dieter und Thomas die Einschreibepost bekamen und die Bananenblätter,
in die das Baby eingewickelt war, entfaltet hatten, weinten sie vor
Glück. Sie schauten in ein lachendes Gesicht und sahen zwei glänzend
schwarze Augen, die auf seine zukünftigen Eltern neugierig blickten.
"O, er ist sehr nett," sagte Dieter.
"Ja," bestätigte Thomas etwas zweifelnd. "Er ist
aber schwarz und sehr behaart."
"Du wirst ihn doch wohl nicht bleichen und rasieren wollen? Ich
finde ihn schön so. Behaarte Männer sind immer geil und aktiv.
Was hältst du davon, wenn wir ihn Lohengrin nennen? Wenn er groß
wird, fährt er mit unserem Schwan Richard zu seiner Braut,"
schwärmte Dieter.
"Zu seiner Braut?" wollte Thomas wissen. "Ich habe gedacht...
Du weisst, Heteros kann ich nicht leiden, doch Bisexsuele hasse ich
sogar. Ich bin mit Oscar Wilde einverstanden, der schrieb: ,Mir gefällt
die heutige Mode, bisexuell zu sein, nicht. Jeder muss für sich
selbst entscheiden, ob er auf Männer oder auf Frauen steht.'"
"Das hat Oscar Wild aber über ganz anders und im Zusammenhang
mit Invaliden gesagt," klärte Dieter auf. "Die sollten
für sich selbst entscheiden können, ob sie weiter leben oder
besser sterben sollten. Nun sei mal bitte nicht so streng. Erinnere
dich auch an unseren Eltern. Ohne sie wären wir nicht geboren worden,
hätten uns also niemals getroffen und wären jetzt nicht glücklich
miteinander."
"Schon gut," lenkte Thomas ein.
Mit dem Auto, das sie mit vielfarbigen Bänden geschmückt hatten,
fuhren sie zum Rathaus. Sie erzählten einer Angestellten alles
über sich und sagten, sie möchten das mitgebrachte Kind adoptieren.
Die Angestellte betrachtete Lohengrin.
"Das ist doch eine Affe!" rief sie.
"Sind Sie sicher?" erkundigte sich Thomas. "Aber das
ist für uns unwichtig. Wir sind keine Rassisten."
"Das Gesetz der Bundesrepublik Deutschland," - sie stand kerzengerade,
- "sieht eine solche Registrierung nicht vor. Wir haben nichts
mit Schwulen und ihren Wünschen, Kinder zu adoptieren, zu tun.
Ich kann ihnen nicht weiterhelfen. Ciao!"
Dieter und Thomas wollten Lohengrin wenigsten taufen lassen. Aber ihre
Absicht endete nicht besser als der Versuch der Registrierung. Als der
Priester Lohengrin sah, fiel er in Ohnmacht. Als er wieder zu sich kam,
fing er so schrecklich zu lachen, dass man die Ambulanz bemühen
musste, um ihn ins Irrenhaus einzuweisen.
"Gehen wir in die Schwulegruppe," schlug Dieter vor.
"Die haben sich aber schon über uns lustig gemacht,"
wandt Thomas ein.
"Sie werden das bestimmt nichts mehr machen."
In der Schwulegruppe sagte man ihnen, daß Schwule in Holland Kinder
offiziell adoptieren dürfen. Dieter, Thomas und der kleine Lohengrin
fuhren nach Holland. Sie sahen das als ihre letzte Möglichkeit,
und wollten sie nutzen.
Die Angestellte im holländischen Rathaus war sehr verwundert, als
sie Lohengrin sah.
"Sind Sie sicher, daß Sie ein solches Baby adoptieren möchten?"
fragte sie.
Dieter und Thomas bejahten. Die Angestellte ging, um zu telefonieren.
Sie telefonierte etwa eine halbe Stunde lang und sagte etwas, was die
Deutschen nicht verstanden. In kurzer Zeit war das Zimmer, in dem die
Registrierung vorgenommen werden sollte, voll. Die holländischen
Angestellten lachten und weinten gleichzeitig.
"Wir brauchen zwei Zeugen," sagte die Angestellte.
"Ich möchte Zeuge sein," sagte eine junge Frau. "Ich
finde die Idee, ein Kind zu adoptieren, sehr schön. Ich weiß
nicht, ob ich eigentlich heiraten möchte. Wenn nicht, dann adoptiere
ich auch ein Kind."
"Ich möchte auch," meldete sich ein Mann. "Ich bin
zwar nicht schwul. Aber die beiden Deutschen gefallen mir. Ich bin der
Vater von drei Kindern. Meine Frau und ich möchten auch ein Kind
aus Afrika adoptieren. Eine Familie mit vier Kinder ist bestimmt viel
glücklicher, als eine mit drei. Ja, ich möchte gerne Zeuge
sein."
"Also gut," sagte die Angestellte. "Wir haben nichts
dagegen. Wir Holländer sind tolerante Menschen. Von diesem Moment
an ist Lohengrin ihr Sohn. Ich wünsche ihnen alles Gute!"
Die Anwesender kamen auf Dieter und Thomas zu, umarmten sie, küssten
Lohengrin und gratulierten den beiden zur Adoptierung des Kindes."
Glücklich und zufrieden kamen Dieter, Thomas und Lohengrin nach
Hause zurück.
Lohengrin ist mittlerweile drei Jahre alt. Er ist lustig, schön,
intelligent und hat einen guten Charakter. Aber er weigert sich zu sprechen.
Auf Deutsch. Er spricht nur Holländisch.
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